Anlässlich des Internationalen Frauentags empfehlen wir Ihnen eine erfolgreiche Autorin, die sehr viele wundeschöne Romane und Gedichte geschrieben hat: Yoko Tawada
Der Name „Yoko Tawada” entspricht einer bedeutsamen Dimension der postmodernen Literatur, nämlich der interkulturellen Literatur. Im heutigen politischen und gesellschaftlichen Kontext sind solche Werke, die die Merkmale der world citizenship widerspiegeln, Projektionen einer multikulturellen Landschaft, die sich unter dem Einfluss der Toleranz und dem friedlichen Zusammenleben entwickelt haben. Diese Autoren, die selbst als interkulturelle Darstellungen zu verstehen sind, schaffen aufgrund ihrer eigenen Erfahrung literarische Werken, die wahre Plädoyers für Normalität und für Toleranz sind, denn sie thematisieren die Schwierigkeiten und die Herausforderungen der Migranten und der Deutschen mit Migrationshintergrund – eine wichtige Problematik in der aktuellen Gesellschaft.
Yoko Tawada – Leben und Karriere
Yoko Tawada ist am 23. März 1960 in Tokyo geboren. Ihre Leidenschaft für Literatur hat auch einen genetischen Hintergrund, weil ihr Vater als Buchhändler tätig war. Sie studierte russische Literatur an der Waseda-Universität. Nach ihrem Studienabschluss ist sie nach Deutschland emigriert, wo sie in einer Buchhandlung arbeitete. Sie machte ihr Studium weiter, indem sie ein Masterstudium für deutsche Literatur absolvierte und dann in demselben Bereich promovierte.
Als ein Testament für ihre interkulturellen Wurzeln begann ihre schriftstellerische Karriere mit einer bilingualen Versammlung von Gedichten „Nur da wo du bist da ist nichts – Anata no iru tokoro dake nani mo nai“ (1987).
Bilinguale Werke und geschaffene Welten
Ihre Schriftstellerei lässt sich durch Komplexität und eine bestimmte Sensibilität beschreiben. Sie schafft nicht nur Gedichte, sondern auch Prosa, die mit einer vielschichtigen Thematik operiert: Liebe, Migrationserfahrungen, familiale Beziehungen oder Traumerfahrungen. Was den Stil betrifft, ist die Autorin eine Anhängerin des magischen Realismus, die immer anwesend in ihren Werken ist, und fügt Symbole hin, die sowohl ihre persönlichen Erfahrungen als auch die Realität aller Einwanderer verstecken. In puncto Sprache entwickelt die Autorin eine moderne Denkweise, indem sie noch auf Japanisch schreibt, aber veröffentlicht auch Werke auf Deutsch. Die Neigung der zeitgenössischen nicht-deutschen Autoren, Deutsch als ihre literarische Sprache zu benutzen, ist als ein Merkmal der Globalisierung und als einen Fortschritt der interkulturellen Gesellschaft zu empfinden.
Unsere Empfehlungen:
„Das nackte Auge“ (2004)

Das Buch zentriert sich um die Figur der ungenannten Erzählerin, die danke eines Stipendiums aus Vietnam nach der DDR gereist ist, wo sie einen jungen Studenten kennengelernt hat, der aus der westlichen Seite Deutschlands gekommen ist und der sie kidnappt und in Bochum gebracht hat. Sie versucht und schafft, ihre Geiselhaft zu fliehen, aber sie ist wegen eines Missverständnisses nicht in Vietnam angekommen, sondern in Paris. Sie lebte dort mehrere Jahre als illegale Immigrantin und begann ins Kino zu gehen, um die Filme von Catherine Deneuve zu sehen.
Tawada kreiert eine komplexe Konstellation von weiblichen Figuren und betont die Phänomene des Unterbewusstseins, die die Existenz ihrer Hauptgestalt bewirken und die die ludische Funktion des Lebens betonen. Durch die filmischen Darstellungen, die im Text erwähnt werden, lässt sich die Dualität des Lebens der Erzählerin interpretieren, weil sie zwischen ihrer Realität als Migrantin und der fiktionalen Welt Gestalten pendelt, die Catherine Deneuve verkörpert. Der Text thematisiert auch das Problem der Kolonisierung und erhascht die Art und Weise, in der die Erzählerin dazu reagiert und wie sie die Bilder der Kolonisatoren und der Kolonisierten wahrnimmt, denn ihre Stellungnahme kann die Leser überraschen.
„Ein Balkonplatz für flüchtige Abende“ (2016)

Dieses Werk hält der Gesellschaft einen Spiegel vor und betont, dass die zeitgenössische Literatur alle Facetten und alle Dimension der menschlichen Seele thematisiert. Yoko Tawada spielt mit ihren familiären Themen, Motiven und Darstellungsmethoden wie die Traumerfahrung oder die Reise, die sie neu bearbeitet, um die Originalität und die Authentizität ihrer Schrift zu garantieren.
Die Geschichte des namenlosen Erzählers und ihre drei Freunde ist ein Plädoyer für Toleranz. Tawada beschäftigt sich mit der Genderproblematik, der Vielfalt, der kulturellen Räume und dem Thema der Religion und konturiert gleichzeitig auch die Bedeutungen der Freundschaft. Durch die literarische Entwicklung der Gestalten und dank ihren Reisen zu verschiedenen Orten, die nach den Prinzipien des magischen Realismus gebaut wurden, werden die drei Freunden (der Ich-Erzähler, Chris und Elsa) zu wahren world citizens, die interkulturelle Facette der Existenz schätzen und die ihre gesellschaftliche Rolle verstehen und annehmen.
„Die Mauer in meinem Gedächtnis besteht weiter aus den bewaffneten Männern, die bereit waren, nach einer Anweisung auf Menschen zu schießen. Auf unserem wasserblauen Planeten werden immer wieder neue Mauern gebaut. Wo eine Mauer steht, ist das Leben auf beiden Seiten bedroht.“
– Yoko Tawada
Wenn Sie eine andere japanische Autorin entdecken möchten, probieren Sie auch Mieko Kawakami: Brüste und Eier .
Autorin: Pătrașcu Cristina